eine sammlung.

1958

Das Versprechen

»Zum Fischen muss man vor allem zweierlei kennen: den Ort und den Köder.«

„Das Versprechen“ von Friedrich Dürrenmatt, erschienen 1958, ist ein düsterer Kriminalroman, bei dem man auf ein Happy End vergeblich wartet. Trotz seiner nüchternen, protokollartigen Sprache ist es ein sehr intensiver Roman, bei dem „das Zufällige, Unberechenbare, Inkommensurable eine […] große Rolle spielt“. Es geht nicht zu „wie bei einem Schachspiel“: „hier der Verbrecher, hier das Opfer, hier der Mitwisser, hier der Nutznießer“. Diese Kombination aus Zufällen, Unberechenbarkeit und Unvollkommenheiten im geschilderten Kriminalfall fordert am Ende ihren Tribut.

Auslöser der Geschehnisse ist der Mord an einem jungen Mädchen in einem Dorf in der Nähe von Zürich und das Versprechen des Kommissars Mattheit an die Mutter des Mädchens, den Mörder „bei [seiner] Seligkeit“ zu finden. So leicht ihm dieses Versprechen von den Lippen geht und so wenig bindend ihm sein Versprechen im Moment der Aussprache vorkommt, so sehr verändert es ihn. Er wird von einem „unpersönlich[en], formell[en], beziehungslos[en]“ zu einem „leidenschaftlich[en]“ Menschen. Der Fall zieht ihn immer weiter persönlich in seinen Bann, bis es kein Zurück mehr gibt in die normale Welt und die Frage im Raum steht „ob das Ergebnis alle Mittel heiligt. Und im vorliegenden Fall insbesondere, weil das Ergebnis nicht einmal das gewünschte ist.“

Die Mittel, die der Kommissar in seiner Verzweiflung einsetzt, sprengen tatsächlich moralische Grenzen: Als der Kommandant den mittlerweile suspendierten Kommissar an dessen Tankstelle besucht, steht da ein Mädchen „sieben- oder achtjährig, eine Puppe im Arm. Es war blondzöpfig und hatte ein rotes Röcklein an“. Auf die Frage, was er da macht, antwortet der Kommissar „Ganz einfach, Kommandant, ich fische“. Denn: „zum Fischen muss man vor allem zweierlei kennen: den Ort und den Köder“.

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